Unsere Intendantin Nathalie Arnegger stellt sich vor
Liebe Vereinsmitglieder und Filmfest-Freunde,
die Stadt Biberach kenne ich schon lange, selbst meine eigene Vita hat damit zu tun. Wie? Das verrate ich Ihnen vielleicht später mal… das ist Dramaturgie.
Das vergangene Jahr hat jeden ganz individuell auf verschiedenen Ebenen getroffen und einiges heraufbeschworen. Ich muss Ihnen nicht erzählen, in welcher Situation die Welt gerade steckt. Wir gehen durch Täler. Umso wichtiger ist es, hinsichtlich der Zukunft nicht den Mut und den Schwung zu verlieren, sondern Visionen auch umzusetzen – gerade jetzt und trotzdem!
Jede Veränderung und jeder Aufbruch in Neuland erfordert Vertrauen in das Unabsehbare. Das gemeinsame Abenteuer beginnt, wo das Vertraute auf Neugier trifft. Wo der Schimmer hinter dem Horizont lockt. Was nun wichtig ist, sind positive Vibrations und Zuversicht.
Film, Musik, Kultur im Allgemeinen sind in der Lage, positive Energie in unser Leben zu spülen. Denen, die diese Leistung immer wieder für uns erbringen, die ihre Leidenschaft für das einsetzen, was uns gut tut, was uns Erkenntnisse bringt, und was uns alle durch schwierige Zeiten trägt, möchte ich auf den Biberacher Filmfestspielen weiterhin die Ehre erweisen und sie Ihnen, liebe Biberacherinnen und Biberachern, präsentieren.
Denn die Filmschaffenden mit ihren Geschichten, den Ideen vom Leben, der Magie, den Sichtweisen und dem ganz eigenen Spirit entführen und tragen uns über die Grenzen unseres Alltags hinaus.
Es ist ein Traum von mir, ein Filmfestival zu gestalten. Ich möchte mit neuen Impulsen die programmatische Vielfalt des Festivals stärken und den Dialog sowohl unter den Filmschaffenden als auch zum Publikum hin fördern. Ich habe einen hohen Anspruch an die künstlerische Qualität von Spiel- und Dokumentarfilmen, auch der Wissenstransfer durch Film und die Förderung des gegenseitigen Verständnisses sind wichtige Kriterien für mich.
Adrian Kutters Werk und seinem künstlerischen Footprint in der Region gebührt aller Respekt. Mit meinem ersten langen Kinodokumentarfilm „Zwei halbe Leben sind kein Ganzes” hat Adrian Kutter mich 2008 nach Biberach eingeladen. Schon damals war ich gerne hier. 2018 lud er mich in die Spielfilmjury ein und ich erlebte ein inspirierendes Filmfestival. Mit Leidenschaft, Mut und Entschlossenheit möchte ich das Erbe von Adrian Kutter und seiner Frau Helga Reichert nun weitertragen.
Mein Respekt gilt auch dem seit 2003 tätigen Verein der Biberacher Filmfestspiele e.V., in dem sich Menschen ehrenamtlich für das gesellschaftliche Leben ihrer Stadt engagieren und ihre Freizeit zum Wohle aller einsetzen. Allen voran Tobias Meinhold und Reinhard Brockof, sie haben mich freundlich willkommen geheißen.
Danken möchte ich auch der Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern, die das anfangs zarte Pflänzchen namens Filmfestspiele gehegt und gepflegt haben, damit es zu dem werden konnte, was es heute ist. Beeindruckt bin ich auch vom Sponsorenportfolio dieser Stadt, den Preisstifterinnen und -stiftern, die ein solches Festival ermöglichen.
Das Jahr 2020 war für die gesamte Film- und Festivalbranche ein schwieriges Jahr mit vielen Absagen, Einschränkungen und Verschiebungen. Auch das vor uns liegende Festival wird sicherlich nicht einfacher werden.
Dennoch ist es mir ein großes Anliegen, auch in diesem Jahr ein Präsenzfestival auf die Beine zu stellen, auf das Sie sich freuen und gespannt sein können.
Das Kino wurde tot gesagt, als das Fernsehen aufkam, dann wieder, als Video aufkam und erneut für gestorben erklärt, als die Streamingdienste wie Amazon oder Netflix aufkamen.
Nichts dergleichen stimmt, und auch die Pandemie wird es nicht schaffen. Denn Filmkultur braucht den gemeinsamen Raum, das gemeinsame Erleben, die Begegnung und den Diskurs. Kino als sozialer Ort kultureller Praxis hat gesellschaftliche Relevanz und wird hoffentlich bald wieder uneingeschränkt möglich sein.
Kino ist ein wesentlicher sozio-kultureller Klebstoff.
Nach meinem Schulabschluss in Ravensburg habe ich 15 Jahre in Berlin gelebt, dort nach meinem Studium gearbeitet und sowohl in Deutschland als auch im Ausland Filme produziert. Von 2013 bis 2017 lebte ich in Jordanien, wo ich für das Goethe Institut, die Robert-Bosch-Stiftung und für den DAAD tätig war.
Nun bin ich wieder zurück in meiner Heimat und freue mich auf das, was auf mich wartet. Ich bin gespannt darauf, Sie und Ihre Stadt näher kennenzulernen und mit Ihnen gemeinsam Filme zu genießen, die uns inspirieren. Denn, wenn ich an etwas glaube, dann daran, dass Geschichten die Welt verändern.
Herzlichst Ihre Nathalie Arnegger
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